Der Erde Erlösung

Eine Dichtung

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1. Teil Absturz

Allgewaltige Wesen, dämonische Feuergestalten,
rauben die Freiheit den nichts ahnenden Menschengeschlechtern,
trüben ihr Schicksal mit Wirrnis, halten verdunkelt die Gründe,
tönen so schrill, dass nicht mehr zu trennen ist Lüge von Wahrheit.
Dies ist das Wirken der übelwollenden Gegner des Guten,
seit sie die Treue versagten Dem, Dessen Liebe und Langmut
sie nicht ertrugen, verkannten vielmehr als Dummheit und Schwäche,
seit sie beschlossen, des Vaters Vorhaben scheitern zu lassen.
Arglistig schärften die schlauen Geister trennenden Dunkels
scheinbar zu ihrer Befreiung der Erdenkinder Gedanken,
schmiedeten ihnen in heilloser Hitze griffige Schwerter,
hießen sie klüger als alle, weckten die Lust am Zerschneiden.
Giftig jedoch war die Gabe Scharfsinn verheißender Mächte:
Während die Sterblichen Ursprunges Einheit klügelnd entzweiten,
mehrten sie zwangsläufig Zweifel, beraubten selbst sich des Glaubens.
Schließlich verzweifelt, rüsteten alle zum Kampf der Verwirrten.

Aber vom Anbeginn an war versenkt in bergender Tiefe
unauslöschliches Licht, den Verführten die Bürge für Heimkehr,
himmlische Saat, die einzig der irdischen Wärme bedurfte,
aufzugehen im Herzen dem Lichte des Säers entgegen.
Steinkalt und dunkel jedoch war die Erde, tief ihre Gräber.
Einsam harrte der Same bis in den Kern, ohne Hoffnung,
kälteumklammert der Keimung, verloren, verzagt und vergessen.
Fern war die Sonne, ihr Licht entbehrte der lösenden Wärme.
Klarheit ermöglichte wohl die Leuchtkraft des strahlenden Sternes,
warf doch das Ewige Glanz auf die zeitgebundenen Reiche.
Also erkannten das Endliche endliche Augen alleine.
Erdengeblendet griffen sie gierig und lernten begreifen.
Schlauer und schlauer wurden die Schüler schillernder Schatten,
freuten sich, alles, was aufschien, restlos erklären zu können,
sahen jedoch, vom Verstande verleitet, den Schein nicht als Schein an.
Vieles begreifend vertieften sie nur mehr Gräben der Trennung.

Einheitsverloren sah sich ein jeder von Fremden umgeben,
Fremde, die immer so leicht zu drohenden Feinden mutierten.
Derart perfekt war die Spaltung, man selbst war zum Feind sich geworden,
unverstanden als Träger von Vaters Lichtsaat und Hoffnung.
Kriege geschahen, wo unerträglich die Not der Verblendung,
unermesslich die Tiefe der Einsamkeit finsterer Grube,
während verdunkelt das Denken im Dienste uralter Ängste
stets sich im Recht zu sein wähnte, wahnhaft zu rechten versucht war.
Also verstrickt und gefangen im Wortgeflecht ihrer Klugheit
konnten die Klügelnden nicht von der Lust am Rechthaben lassen,
stolz auf die Schärfe des Schwertes, ihnen zum Spalten gegeben,
das doch am meisten sie selbst, die Seelenheil Suchenden, sehrte.
Ausgeliefert somit als Sklaven des Anscheins waren gar viele
jenen, die thronend tief im Verborgenen, unerkannt herrschten,
Heizern des Hasses, Meistern der Lüge, Herren des Streites,
ausgeliefert am Ende dem eigenen schwachen Gemüte.

Da nun die Lichtsaat des Vaters im dunklen Schoße der Erde
weiterhin harrte der einzig seelenbelebenden Wärme,
da auch zu kalt war die Klarheit des trennenden Denkens,
ward eine erdennähere Sonne zur Rettung vonnöten.
Aber wie sollte die Sonne sich wirksam nahen der Erde,
kräftig durchleuchten, durchwärmen die Tiefe kaltstarrer Äcker?
Nur wenn das innerste Wesen des Sternes dorthin gelangte,
würde die Erde den sanften Weckruf der Liebe vernehmen.
So stieg der erstgeborene Sohn jener Sonne hinunter,
tiefer und tiefer hinab, bis auch Ihm die Erde zum Grab ward.
Aber mitnichten erlosch dort das Licht des Sonnengesandten,
vielmehr erfüllte es bald schon den Lebensleib des Planeten.
Endlich erwachte von da an die Saat, es keimte die Hoffnung,
keimte die Liebe in wärmeumfangenen Herzen.
Nun war geweckt im Gemüte der eingekerkerten Kinder
Sehnsucht zur inneren Quelle wahrhaft befreiender Liebe.

Damit jedoch war das Los der wärmend vom Sohne Berührten
längst nicht entschieden, noch nicht erlöst die vom Dunkel Beherrschten.
Wohl war an ihnen der Ruf des tönenden Lichtes ergangen,
aber den rettenden Weg musste jeder selbstständig gehen.
Deutlich ward nunmehr, wie schwer das Herz der Verwirrten geworden,
spürbar, wie tief in sie eingedrungen der Finsternis Losung.
Eigen geworden war ihnen die dunkle Denkart des Kerkers,
schlafend ihr Wille, nicht mehr imstande, das Gute zu wollen.
Schauplatz ist seitdem des Menschen Seele erbitterter Kriege.
Ungleich die Mächte, ungleich gewiss auch der Mächtigen Mittel.
Lüge, Versuchung und List bringt das Böse schamlos zum Einsatz;
nur der Impuls des Gewissens indes verbleibt den Erlösern.
Mächtig fürwahr ist der Urteilsspruch dieser inneren Stimme,
fähig, den eigenen Anteil am Bösen redlich zu richten.
Sauber und unmissverständlich könnte sie jedem erklingen,
wäre so laut nicht der selbstgerechte Dämon im Denken.

Viel tun die Boten des Lichts, des Menschen Gewissen zu wecken,
laut und energisch zu stören der Selbstgefälligen Ruhe,
niederzureißen die Mauern der ich-verschanzenden Burgen,
aufzuwecken aus seligem Schlaf die sinnlos Vergnügten.
Alle, die blind für die Leiden, taub für die Klagen der Brüder,
suchen sie Augen und Ohren unerbittlich zu öffnen.
Alle, die immer beredt zu entschuldigen wussten ihr Zaudern,
fühlen verschwinden die Kraft ihrer einst gefälligen Worte.
Schwerer geworden ist jeder Versuch, sich selbst zu betrügen;
Unerträglich die Lüge im gleißenden Lichte der Wahrheit.
Alles, was innerlich trennt den einen vom andren, ist Täuschung,
dies ist die einfache, eindringliche Lehre des Lichtes,
Mahnung und Weisung zugleich, die rettende Botschaft der Boten,
aufzuzeigen den tief Isolierten den Weg ihrer Freude.

Foto: © Michael Raabe, https://www.michael-raabe.de/

2. Teil Auftrag

Großes ist aufgegeben im Aufgang der Erde dem Menschen,
anvertraut seinem sinnigen Geist das Geschick der Geschöpfe,
heimzuführen sie alle ins Licht, aus dem Dunkel zu lösen,
neben Gewächs und Getier auch Gestein, ganz gleich wie geartet.
Unbedeutend ist nichts, was erschaffen, Sinnbild ein jedes,
Spiegel dem Menschen, ihm zu zeigen, was Teil seiner selbst ist.
Auf sich genommen hat er, vom Geiste gesandt und beauftragt,
Steines Struktur, der Pflanzenwelt Säfte und Tieres Begierde.
Ausgesandt ward alleine der Mensch bis ans Ende der Schöpfung,
ganz zu verkörpern die Erde, in ihren Stoff sich zu hüllen,
Hoffnung auf heilendes Licht den harrenden Mitkreaturen,
endlich entgegenzugehen dem unendlich duldsamen Vater.
Das ist des Menschen Mission, zu fügen die Teile zur Einheit,
alles, was unversöhnlich zu sein scheint, als Ganzes zu schauen.
Draußen ist drinnen und drinnen ist draußen, ein und dasselbe.
Wer‘s nicht erkennt, wird das Wesen der Liebe niemals erfassen.

Heilsam des Liebenden Blick, denn nur er ist ganz ohne Urteil.
Unvergleichliches schauen nur Augen im Lichte des Ursprungs.
Ihnen ist einzigartig ein jeder Moment, der begegnet.
Dann, wenn das früher Erfahrene schweigt, gibt‘s nichts zu bewerten.
Doch wessen Blick ist so frei, wessen Geist so wach und gelassen,
loszugeben das einmal Geschaute und Neues zu wagen?
Sieht sich der Mensch nicht eisenumklammert am Alten gefesselt?
Zwingen nicht Götter der Gier ihn, alles behalten zu wollen?
Diesen dämonischen Einfluss endlich entscheidend zu schwächen,
war aus dem Ursprung dereinst der vollkommen Freie erschienen.
Er war imstande, alles Vergängliche sterben zu lassen,
lebte in Hingabe, nahm nichts für sich und hatte das Leben.
So ist der Sonnensohn wirklich ein nachzustrebendes Vorbild,
stieg er doch eigens hinab in die tiefsten Tiefen der Erde,
nur um von dort aus seufzenden Seelen den Weg zu bereiten,
vorzuleben das ewige Schicksal von Abstieg und Aufstieg.

Liebe erlöst aus den Schlingen und Fängen zwanghaften Denkens.
Alles Erzwungene, lieblos errungen, fällt auseinander.
Wieder und wieder zeigt das doch deutlich des Menschen Erfahrung.
Gleich was er aufbaut, erwirbt, erobert gar – nichts ist von Dauer.
Angstgeboren ist jegliches Streben nach Macht und Kontrolle,
auch die Beherrschung des andern, Bindung, Bestechung, Erpressung.
So schafft sich zwanghaftes Denken fortlaufend eigene Feinde,
herrschen beständig Gewalt und Konflikt, wo Liebe nicht sein darf.
Viele sind unfassbar arglos anheimgefallen dem Bösen,
stehen im Dienste der dunkelsten Herren, wollen zerstören,
sind wie von Sinnen und reden herbei die Wirren des Krieges,
lügen mit steinerner Miene, taub für die Stimme des Herzens.
Auch wenn gewaltig die Kräfte, die trachten, ihn zu verführen,
auch wenn das Böse mit ausgeklügelten Lügen ihn blendet,
bleibt es am Ende allein des einzelnen Menschen Entscheidung,
hinzugeben der Liebe sein Herz, auf Gewalt zu verzichten.

Dies ist die scheinbare Schwäche der Liebe, oft nicht verstanden,
dass sie den Menschen zu keiner Zeit nötigt, auch nicht zum Guten.
Ihr ist’s nicht möglich, zu lähmen die Hand, zum Schlagen erhoben,
aufzuhalten die Heere, die Räder des Krieges zu brechen.
Machtlos erscheint sie zwangsläufig den eigenmächtigen Machern,
jenen, die diesseitsgewandt von dunklen Gedanken betört sind,
jenen, die suchen, zu siegen, zu sichern, Gewinn zu erzielen.
Ihnen entzieht sich die Liebe, die niemals Mittel zum Zweck ist.
Sie kann nur sein in der lichten Sphäre vollkommener Freiheit.
Nutzlos ist sie wie Frohsinn und Freude, zu nichts zu gebrauchen,
harmlos ihr unbestechliches Wesen, das niemals sich vordrängt,
taub für den Lockruf der Händler, mit keinem Fleiß zu verdienen.
Haben, besitzen, befehlen lässt sich die Liebe mitnichten,
wohl aber kann sich das lichthungrige Herz nach ihr sehnen,
auch, wenn dagegen spricht jede Erfahrung, glauben und hoffen,
öffnen sich voller Vertrauen, ohne Kalkül oder Absicht.

So ist des Menschen entscheidendes Tun eher ein Lassen,
keimt doch das Saatgut auch erst, indem es der Sonne sich hingibt.
Nichts kann der Samen je tun ohne Licht, der Mensch ohne Liebe.
Letztlich strebt Licht im Herzen des Menschen dem Lichte entgegen.
Anderes Streben, anders Bewegtes, führt in die Irre.
Nur wer der inneren Sehnsucht gehorcht, wird sicher geleitet.
Das führt zur Frage, woher sie denn kommt, die Sehnsucht des Herzens.
Was lässt den Menschen nach Liebe, Licht und Versöhnung verlangen?
Unübersehbar ist doch, dass nicht jeder davon bewegt wird.
So wie es scheint, werden viele anders erfüllt und ergriffen,
wollen besitzen und halten, können vom Nehmen nicht lassen,
stürzen sich selbst in das Unglück endloser Kämpfe und Sorgen.
Ähnlich wie jene durch nichts und niemand gezeitigte Hoffnung
lässt sich die Sehnsucht nicht lehren, verschenken oder vererben.
Da sie den Sinn in sich selbst trägt, kann man sie auch nicht erklären.
Was also steht an der Wurzel der Sehnsucht, woraus erwächst sie?

Hier sitzt das Rätsel der Gnade, licht und doch schwer zu ergründen.
Unverdient ist sie wesentlich, lässt sich zum Kommen nicht drängen.
Trotzdem tritt niemals und nirgends willkürlich ein ihre Güte.
Geht es nur darum vielleicht, zuzulassen Lichtes Erbarmen?
Sehnsucht ist Herzens Verlangen, hinter den Schleier zu schauen,
innerlich frei zu werden von Täuschungen, Ängsten und Sorgen,
endlich zu sehen der Schöpfung Wahrheit, dem Schöpfer zu danken,
über die eigenen Grenzen hinaus in Liebe zu leben.
Aber statt Liebe weckt Überdruss oft die wirksamste Sehnsucht,
dann, wenn zu viel geworden die einsame Not und Verzweiflung
dann, wenn ein jegliches Wollen und Machen eitel geblieben,
dann, wenn der Mensch seine Hilfsbedürftigkeit schmerzhaft erlebt hat.
Sinn jeder Not ist die Öffnung für Not wendende Hilfe,
Hilfe für jene, die lichtisoliert zu lieben verlernten.
Ganz ohne Leid finden viele den Weg nicht, Wende zum Wesen.
Doch ist die Not bloß Gesetz und dieses gilt nicht für den Glauben.

Foto: © Michael Raabe, https://www.michael-raabe.de/

3. Teil Aufstieg

Schweres liegt tief, das Wasser der Seen, die Gründe der Meere.
Unter den leichthin schwebenden Wolken verharren die Berge,
unter den Bäumen der Lehm und tiefer im Erdreich die Steine,
unter dem lodernden Feuer die dunkle, rußschwarze Kohle.
Schwer wiegt dem Menschen sein Erdendasein als lastende Bindung,
hält doch bereits seines Körpers Eigengewicht ihn am Boden,
drückt seine Schultern die Last seiner unvermeidlichen Pflichten.
So wird als kräftezehrend und schwierig das Schwere empfunden.
Aber am größten ist stets das Gewicht nervöser Gedanken,
angstvoller Sorgen um Haus und Familie, Fortschritt und Ehre.
Niederdrückend die ständige Furcht vor Verlust oder Kränkung,
schwer wiegt die Ehrverletzung für jene, die wichtig sein wollen.
Also ist seltsam beschwert, wer ehrbegierig emporstrebt.
Hoch will er über den nichtigen Durchschnitt selbst sich erheben.
Dann aber, wichtig geworden, zieht sein Gewicht ihn hinunter,
Opfer zuletzt seines eigenen schwerwiegenden Leichtsinns.

Anders die Saat, die ergeben bereit ist, Licht zu empfangen.
Sie weiß, erweckt wird allein, wer ganz ins Erdreich gesunken.
Vorher muss fallen die Saat aus würdevoll wiegender Ähre,
ohne Bedenken und Dünkel schwinden in Schwärze und Schwere.
Dann erst ist möglich, Öffnung und Wandel, Aufstieg des Neuen.
Anfang und Grund ist immer der nichtig erscheinende Samen.
Einzig in ihm wirkt das Licht, das ohne ihn unfruchtbar bliebe.
Doch ist es niemals er selbst, der aufsteigt der Sonne entgegen.
Erst ganz am Ende des Wachstums thront in verhüllender Ähre
wiederum reifendes Saatgut, nunmehr dem Lichte am nächsten.
Sämtliche Samen kennen der Auferstehung Geheimnis,
wissen, dass nur den Gefallenen aufzusteigen erlaubt wird.
Abwegig jene, die selbst im Lichtglanz des Tages sich sonnen,
groß werden wollen, von allen angeschaut und bewundert,
irrtümlich hoffend, am helllichten Tage höher zu wachsen.
Sie werden schließlich verdorren, scheitern am eigenen Wollen.

So müssen lernen die Abgestürzten leichter zu werden,
alles Gewichtige meiden, auf Ehrerbietung verzichten,
schmeichelnde Worte gelassen vernehmen, nicht danach greifen,
weiter nicht schultern die Last der selbstgerechten Empörung.
Leicht ist das Lächeln dessen, der ohne Erregung betrachtet,
Frei die Erkenntnis, dass nichtig ist selbstbehauptende Größe.
Aufsteigen können nur die, die der Demut Süße gekostet.
Erst in der Liebe zum Licht verschwindet der Reiz des Erfolges.
„Du als Geschöpf bist es nicht, Mensch, der aufzusteigen gedacht ist“,
lehrt unterscheiden das Licht die Hülle von ewig Verhülltem.
„Siehe, es hat seinen Grund, dass dem Leibe fehlen die Flügel!
Dir ist gegeben der aufrechte Gang; dein Weg sei die Erde.
Gehe ihn bloß mit Bedacht und lerne verstehen, was dich leitet!
Such nicht zu leuchten, selbst eine Sonne zu sein den Verwirrten!
Durch dich hindurch geht ein weiser Wille, aus dem du erstanden.
Leicht sollst du sein, dass er dich bewegt und du ihn nicht hinderst!“

Licht erst ermöglicht, spielend zu tragen die Lasten des Weges,
leicht macht die Freude, die kommt ohne Leistung, Grund oder Anlass.
Schweres steigt auf, wenn der Mensch es leichtzunehmen gelernt hat.
Das wird nur jenem zuteil, der auf Eigenwillen verzichtet.
Tun wendet Not, aber nicht alles Tun ist nötig im Sinne der Seele.
Viel wird getan, um nur ja zu meiden das Wagnis des Weges.
Grundloses Tun mag berauschen, Freiheit und Macht suggerieren,
Täuschung ist’s dennoch, da unerkannt bleibt, was tatsächlich leitet.
Frei ist der Mensch, der raunenden Stimme der Seele zu horchen,
dann zu gehorchen ihr, Schritte zu tun im Lichte der Wahrheit.
Dies ist, was Hingabe heißt, ein inneres, liebendes Lauschen,
voller Vertrauen, dass dort unentwegt das Gute gewollt wird.
Doch sei dem Menschen geraten, sorgsam zu prüfen Gehörtes,
Acht zu haben da, wo versprochen wird Herrschaft und Größe,
Rat und Verrat mit feinem Gespür auseinanderzuhalten,
gütig und ernsthaft zugleich sich selbst auf die Schliche zu kommen.

Auch aus dem Dunkeln ertönen mitunter Stimmen im Innern,
stellen in Aussicht Befriedigung unerkannter Begierden,
suchen dem Arglosen einzuflüstern, dass seiner die Macht sei,
ihm es als Ebenbild Gottes zustünde, selbst zu erschaffen.
Was aus dem Licht kommt indessen, weckt weder Ehrgeiz noch Eifer.
Leise leuchtend vertreibt es die Schatten der Angst und Besorgnis.
Friedlich verfolgt der Vernehmende treu die Lichtspur des Weges,
ohne vom höheren Sinn und Bestimmung Wahres zu wissen.
Er widersteht der Versuchung irdischer Macht und Bedeutung,
lässt sich nicht ködern vom reizenden Lockruf weltlicher Geltung.
Vieles begegnet ihm, kommt auf ihn zu und wird ihm geboten;
nur sein Gewissen kann klären, was davon ihm wirklich zukommt.
Auch wenn die Welt ihn belächelt, beschimpft, als Träumer betrachtet,
auch wenn es nutzlos erscheint und keine Gewinne ihm winken,
handelt der Seelenbewegte im Maß vernommener Werte,
wandelt im inneren Einklang, lässt sich nicht anders bemessen.

Lang wird die Treue des Menschen geprüft, sein Wesen gewogen.
Oft wird er achtlos und fällt verloren zurück ins Vergessen.
Dann muss er neu im Innewerden des Lichts sich bewähren,
bis seine Seele und er im einigen Wollen vereint sind.
So ist die Liebe zum Licht der Schlüssel zum inneren Frieden;
sie hält die Zuversicht hell im Hergang dunklen Geschehens,
lebt in der Einsicht, dass wesentlich eins sind Diesseits und Jenseits,
eins im Erleben des Seins im maßlosen Raum des Momentes.
Lernen muss jeder, zurückzuweisen die Werbung des Bösen,
standzuhalten der Schmach, in der Welt nicht beachtet zu werden,
aufzugeben den Wunsch, in ihr als bedeutend zu gelten,
nichts zu erwarten, zu leben allein in freudigem Staunen.
Nur wer nicht selbst zu leuchten begehrt, kann Diener des Lichts sein.
Dem wird gegeben, der ein jedes hinzunehmen bereit ist.
Dann ist er frei und kann endlich tun, ohne Not zu erzeugen.
Heil ist sein Handeln, ein Gütezeichen verborgener Weisheit.

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