Zufall
Es herrscht ein Gott im Weltbetrieb, ein Gott, der jeden Sinn verachtet. Die Willkür ist sein Grundprinzip, das streng des Menschen Geist entmachtet. Es herrscht ein Gott, der Zufall heißt, und neben ihm darf keiner gelten. Nur er allein, damit du‘s weißt, bestimmt das Wirken aller Welten. Es ist ein Gott, der dich betrügt, und sagt, du seist im All verlassen, es gäbe nichts, das weise fügt, was du als Sinn doch glaubst zu fassen. Gerecht ist er im Grunde nie. und Kälte herrscht in seinen Hallen. Unmöglich kannst du wissen, wie für dich zuletzt die Würfel fallen. Egal, was dir auch widerfährt, es könnte jedem widerfahren. Das hat der Zufall aufgeklärt, Befund des Unberechenbaren. Ob du gesund bist oder krank, es soll dir nichts zu sagen haben. Du schuldest bloß dem Zufall Dank, für deines Lebens reiche Gaben. So gibt es Pech und Glück zuhauf, Bedeutung aber nie und nimmer. Die Welt nimmt einfach ihren Lauf, für dich mal gut, mal schlecht, mal schlimmer. Bist du mit diesem Gott im Bund und trägst ihn wie die Welt auf Händen, dann lebst du scheinbar ohne Grund, und wirst für immer grundlos enden. Denn sind sie noch so ruinös, die Launen dieses Nihilisten, du glaubst doch zufallsreligiös, du musst dein Dasein sinnlos fristen. Dann brauchst du Schutz und Prävention, befürchtest ständig Widrigkeiten. Der Zufall spricht der Seele Hohn, denn sie versteht’s, dich wohl zu leiten. Die Macht, die du dem Zufall leihst, erlaubt ihm erst, zu dominieren. Solang‘ du seine Geltung preist, wird dieser Gott dich definieren. Denn du bist stets das, was du glaubst, zum Schöpfer also auserkoren. Und nur, wenn du dich selbst beraubst, geht dir der Sinn des Seins verloren. Ich bitte dich, zu deinem Wohl, dem Zufallsglauben abzuschwören. Denn dieses Gottes Wort ist hohl; es schadet dir, ihm zuzuhören. Das All ist weder tot noch leer. In Wahrheit kann dir nichts geschehen, Denn nichts geschieht von ungefähr, wo Geistes Kräfte dich umwehen. Versteh dich selbst, du Menschenkind! Du bist und warst nie preisgegeben. Die Welt hält dich bloß seelenblind. Nun schau und trau dich, frei zu leben! Aus tiefstem Kern wirst du geprägt, durchs Leben liebevoll getragen. Und doch bist du es selbst, der trägt – ein Rätsel wert, es zu befragen. So werde leise und versteh‘ die Antwort, über Nacht erhalten! Erkenn im Weltenwohl und -weh des Geistes Weisheit stetes Walten.
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